Please fasten your seatbelts

Ich packe meinen Koffer und nehme mit:

 

Am Besten erzähl ich die Geschichte aus den 90'ern ganz von Anfang an. Wie Sie ja bereits wissen fliege ich mittlerweile schon fast wie ein Routinier, da dieser Flug meine 40.ste bis 42.ste Flugstunde beinhaltet.

 

Auch sollte man meinen, daß mit der steigenden Anzahl von Flugkilometern auch das gewisse kribbelige Gefühl in der Magengegend abnimmt.

 

Ich gebe des weiteren zu, daß dieses besagte Feeling unter Fachleuten auch als Flugangst gehandhabt wird. O.k. Doch zurück zur Sache. Wo war ich? Ach ja, der Flug.

Dieses mal bin ich unterwegs schätzungsweise 15-20 mal fast gestorben.

Obwohl der Flug nur 2 Stunden dauerte.

 

Das erstemal knapp am Tod vorbei war ich, als mein Erzeuger und Erzieher (sprich, mein Vater) mich zum Flughafen gebracht hat.

 

Da sich bei meinem Vater mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit etwa 2,5 Liter reinstes Rennfahrerblut in seinen Adern befindet, brauche ich jetzt nicht weiter ins Detail zu gehen, oder?

Wenn Sie es nicht interessiert, überlesen Sie einfach diesen Absatz, in dem ich Ihnen erzähle, dass zwischen Zubringerstraße und Autobahn 3 Lastwägen mit Getöse und Gehupe reagiert haben, als mein Chauffeur mit cirka 150 km/h (wohlgemerkt auf der Landstrasse), an besagten 3 LKWs vorbeizog.

Das uns bei dieser Aktion ein Auto entgegenkam, soll aber nur am Rande erwähnt sein.

 

Auf der Autobahn ist es dann ganz aus mit meiner Fassung, als Vater notorisch die Höchstgeschwindigkeit testet. Jeweils 200 Meter vor den notwendigen Autobahnausfahrten zieht er dann flux rechts rüber, wobei ich mich immer wieder wundere, das der Wagen nicht umkippt. Ich werde dem Fahrzeughersteller ein Dankschreiben für den supertiefen Schwerpunkt meines Autos schicken.

 

Doch ich bin schon wieder weiter, als ich wollte. Ich wollte ja noch von meinen Reisevorbereitungen erzählen.

Nachdem die Koffer packerei fast genauso abgelaufen ist, wie bei jeder Reise, kann ich Ihnen das ja ersparen. Ach so, das wissen Sie nicht?

 

Nun denn, dann mal einen kleinen Überblick wie das vonstatten geht. Also, packen wir das Köfferchen. Es war ja erst Juni, also nehm ich die Jacke, und die Jacke, den Pulli muss ich herzeigen, die Hose nicht, aber die schon....

Den Pulli muss ich und das Hemd und das Hemd und das schöne für 49,- Euro. Da muss ich aber dann die Schuhe mitnehmen, weil sonst passt ja nix mehr zusammen. Man will ja nicht wie Hinz und Kunz rumlaufen, oder? Die gelbe Jacke wär auch schön und das T-Shirt dazu und.....

 

Dann wars aus.

Ich hab den Koffer nicht mehr zugekriegt, einen mittleren Anfall bekommen, alles wieder rausgeschmissen und von 19 Kilo Gepäck 14 Kilo zu Hause gelassen. So ein richtig nett klein Überraschungspaketchen mit nur 5 Kilo Kleidung. Also gut. Es war schließlich o.k. für mich.

Ready for boarding?

 

Am Reisetag selbst setzt dann endlich das ersehnte Reisefieber ein. Das werden Sie ja wohl auch kennen, oder? Wo hab ich den...., meine Güte, die Tickets...., wo ist denn die Kreditkarte wieder....., gilt der Ausweis eigentlich noch, ist der jetzt in der Jacke oder im Handgepäck....?

 

Es könnte endlos fortgesetzt werden.

 

Vor der Abfahrt fällt mir dann ein, daß ich ja eigentlich nochmal auf die Toilette gehen könnte. Es ist bereits das siebte mal, daß mir dies einfällt. Ja und dann kommt so eine Fahrt, wie ich Sie oben beschrieben habe.....

 

Am Flughafen angekommen, muß ich dann erst mal auf die Toilette. Mein Gott, ein Gedränge ist das immer auf den Klo's, daß glaubt man nicht.

Als ich dann schließlich und endlich vor dem Check-in Schalter ankomme, kommt die allessagende Gewissensfrage: Gang oder Fenster?

 

Ich überlege. Gang kommst du schnell raus, Fenster siehst Du mal die Berge von oben.

Gang also. Im Flugzeug dann war es ganz lustig. Neben mir saß ein Ehepaar, das die Silberhochzeit nachfeiern wollte. Es war deren erster Flug. Und dann noch nach Mallorca. Der Herr war ja ganz cool, er sagte "Wisset se, i bi ja au scho gfloge, damals vieravierzig gege die Russe".

Beim Steigflug nun bekam die Dame eine wechselnde Gesichtsfarbe, daß ging relativ zügig vonstatten. Ich staunte. Erst normalfarbener Teint, dann grünlich-gelblich, plötzlich Weiß, schließlich Rot und dann wieder in das bereits gehabte Weiß. An Ihrer schweißglänzenden Stirn glaube ich Angst zu erkennen.

 

Ganz souverän und welterfahren sagte ich: "Keine Sorge, gnädige Frau, glauben Sie mir, es gibt nichts schöneres als Fliegen. Runter kommen wir alle wieder."

Das hätte ich bleiben lassen sollen, da die Schweißperlen auf Ihrer Stirn zu Schweißtropfen wurden.

 

"Ewald", sagte sie zu ihrem Gatten, "i glaub, mir wird na do a bissle übl".

"Ingele, du sollsch mi net aufrege, desch is glai wieda besser", tröstete Ewald seine Inge.  Das kommt also davon, wenn man Schwabe ist. Die Sprichwörtlich sparsamen Schwaben sammeln Jahr für Jahr nur Kohle zusammen. Da wundert es mich nicht, wenn der erste Flug mit 50 stattfindet, da muss einem schlecht werden. Die Beste Therapie ist doch Reisen statt sparen, aber diese Philosophie zu erklären, würde jetzt zu lange dauern, lassen wir das.

 

Erste Klasse, aber nicht im Flieger
Erste Klasse, aber nicht im Flieger

Schinken oder Käse?


Nach dem obligatorischen FDL (Flugzeugdinnerlunch) landeten wir. Das FDL muss ich Ihnen, lieber Leser, etwas näher beschreiben.

 

Das FDL war ein Gemisch aus einer Art Sägespänen, garniert mit Chappi für den jungen Hund. Obendrauf noch ein bisschen Curry und Grünzeug, und fertig ist das exotische Thai -Soufflet für die Bretterklasse.

 

Doch das Dessert verwöhnte mich wieder mit der Airline, ehrlich. Es war eine lecker Vanillecreme mit frischen Erdbeeren.


Meine Sitznachbarin hat natürlich alles stehen gelassen. Ich traute mich allerdings nicht, sie nach dem Dessert zu fragen. Aber da sehen Sie mal wieder: Nicht alle Schwaben sind gleich. Ein gebürtiger, leibhaftiger Schwabe hätte sich doch eher den Magen verrenkt, als der Airline etwas geschenkt.


Doch Schluß mit dem Zynismus. Wir landen!

"La Seu"
"La Seu"

Welcome to Palma!

 

Der schöne mallorquinische Betonboden kommt immer näher. Ich überlege mir schon, ob ich beim Aussteigen nicht den Boden küssen soll. Nein, ich machs nicht, das ist albern.


Jetzt hat der große Vogel aufgesetzt. Die liebe schwäbische Inge liegt an der Grenze zwischen Koma und Bewußtseinserweiterung. Ihrem starren Blick nach kann ich entnehmen, daß sie soeben den vierten Rosenkranz gen Himmel entsandt hat.

Um meinen Fehltritt vom Start wieder gut zu machen, sage ich: "Na sehen Sie, und schon haben wir wieder festen Boden unter den Rädern."

Worauf Sie zu Ihrem Holden sagt: " Ewald, könne mer net mittm Schiff hoimfahre?"


"Ja spinnsch jetztetle vom Boi weg. Meinsch vielleicht, i henn de deure Glug umasonst bucht. Noi noi, kommt gar net in Frage, mir flieget au wieder mit dem Ding hoim, da muscht di jetz dra gwohne. Außerdäm is desch mitm Hoimflug lang ned so garschtig..."


Wers glaubt.


Anscheinend glaub Ingele Ihrem Ewald. Arme Frau, fast bekokmm ich Mitleid mit der weißen Frau.

Kaum im Flughafengebäude angekommen, geht die allgehaßte Kofferrauferei los. Ein Spektakulum erster Güte bietet sich mit der Beobachtung zweier Herren.

Als sich diese beiden um einen Koffer streiten, eilt sofort das Aufsichtspersonal mit 3 Mann an, um den beiden Kontrahenten  zu erklören, daß immer noch ein Koffer auf dem Rollband alleine spazierenfährt. Damit war dann auch dieses Schauspiel vorbei und alle Zuschauer - ich eingeschlossen - rannten zu dem Bus, der den Transfer in die Hotels übernimmt.


Aha, als ich den Bus sehe, denke ich mir: Was hat der Bus komisches an sich ?

Sekunden später fällt's mir ein: Er ist antiquarisch! Ja, dieser Bus strahlt etwas antiquarisches aus und nach und nach entdecke ich, daß meine Vorahnungen stimmen. Der Bus bewegt sich mit Tempo 50 über die Insel. Als es bergauf geht, spekuliere ich ob wir das Gepäck vom Fenster raus werfen oder 20 Mann aussteigen und schieben.

Aber nach 2 Stunden Fahrt kommen wir doch im Hotel an. Nachdem wir 14 mal stehen geblieben sind, um Passagiere aussteigen zu lassen und 2 mal, weil eine verwirrte Ziege den Weg blockiert hatte.


Von den 200 Leuten aus dem Flugzeug sind cirka 50 in diesem Bus mitgefahren. In meinem Hotel steigen eine Dame mittleren Alters und - ich - aus.


Eine einzige Person, die das gleiche Hotel gebucht hat, na Bravo. Ich bin gespannt was das für eine Bruchbude ist, auf die sich nur 2 Leute eingelassen haben.....