Am Airport

 

Immer wenn ich am Flughafen bin, eröffnet sich mir eine andere Welt. Die Menschen aus aller Herren Länder, die verloren umherlaufen oder sich wie die Lemminge brav in einer 200 meter Schlange einreihen, das hat was.

 

Als ich vor einiger Zeit mal nach Griechenland flog, war auch ich einer der Lemminge. Als ich mich so umschau, staun ich nicht schlecht, was manche Leute so an Gepäck dabei haben, also so manches Gepäckwägelchen würde mir locker für 16 Wochen Riviera reichen.

 

Vor dem Check-in Schalter stehen cirka 58 Leute vor mir. Genau vor mir steht ein leibhaftiger, waschechter Tourist.

Wie für mich ein echter deutscher Durchschnittstourist aussieht, wollen Sie hören? Wollen Sie das wirklich wissen?

 

Gut, dann sag ichs Ihnen, Sie wollens ja!

Durchschnittsalter: 49. Trifft schon mal voll zu! 35 % Übergewicht, stimmt genau. Einen Blutdruck, der über normal ist, hat er auch. Von dem überhöhten Cholesterinspiegel will ich Ihnen jetzt nichts erzählen. Schließlich kann ich ja nicht wissen, ob Sie meine Story gerade beim Essen lesen.

Ja, das ist er also , DER Tourist schlechthin.

 

Beim Kofferwiegen bringt besagter vor mir stehender Tourist mit dem Gepäck seiner Holden auch noch neun Kilo mehr als erlaubt auf die Waage. Jetzt endlich weiß ich auch, warum die Flugzeuge bei Ihrem Abfluggewicht zehn Tonnen weniger als Höchstmaß veranschlagen, weil dieses Gewicht natürlich immer überschritten wird. Doch, echt. Wenn Sie in einer Menschenschlange vor einem Abfertigungsschalter stehen, da denken Sie auch über so'ne Sachen nach. Aber mit elfundneunziger Sicherheit, daß sage ich hier offen und ehrlich.

 

Nun denn, als schließlich ich an der Reihe der Abzufertigenden war, erzählte mir Lady Gaga am Schalter, wo ich sitzen könnte und so. Dann erzählt sie mir die Story von Ausgang B, Gate Nummer 10 um 15:25 Uhr.

Ja, o.k. alles verstanden, denk ich. Verstanden schon, aber merken? Ich renn also und mach und tu, am Paßkontrolleur vorbei, der mich wieder mal anschaut, als ob ich der Bruder von Osama bin.

Dann Gepäckkontrolle und durchleuchten. Und schließlich das bekannte Abgetatsche zu Gunsten der allgemeinen Sicherheit. Jetzt rüber ins andere Terminal, Flugsteigsuche kennt ja jeder wohl und dann plötzlich war es soweit. Die Nummer vom Gate, also welcher Flugsteig. Wie war die gleich nochmal. Ach ja, 25.

Ich also wieder am kucken und suchen, weil ich ja noch 90 Minuten Zeit hab, zum Flugsteig 25.

 

Ich könnt's beschwören, ich bin ungefähr 3 Kilometer im Flughafengebäude rumgerannt, bis ich das Gate gefunden hab. Als ich dann vor dem Bildschirm am Gate stand, war ich etwas über dem Durchschnitt verunsichert, weil auf dem Monitor nix von Griechenland zu lesen war, sondern:

"Departure to Miami via Frankfurt at 15:20".

Äh, irgendwas läuft da grade verkehrt. Eine Verschwörung, vermute ich. 'Siehste', lacht das andere Stimmchen im Hinterkopf: War's doch die 10, hättste mal besser aufgepasst...

Goldener Cappuchino

 

Tja, das war das Resultat, wenn man vor lauter Kucken keine Konzentration hat. Laut denkend sage ich zu dem wartenden Amerikanskis: "Ja, ich überhaupt nicht aufgeregt, ich hab nur was verwechselt..." und ging die ganze Strecke wieder zurück.


Vorbei an heimreisenden Chinesen, Franzosen und sonstigen Nationalitäten. Als ich endlich am richtigen Gate ankam, war meine kleine Welt wieder in Ordnung und auch noch Zeit für einen Cappuchino für sage und schreibe stolze 4,50 Euro.

Ich versuche noch die Blattgoldeinlage zu finden, kann aber nichts goldenes entdecken. Weder auf dem Schaum, noch darunter und auch nicht am Tassenboden.


Auf die Butterbreze für 2,90 !!! Euro hab ich dann doch lieber verzichtet.

 

Auch wenn die Butter aus der Milch von argentinischen Hochlandkühen per Kanu nach München gerudert worden ist, fast 6 alte Mark für eine Butterbreze find ich nicht nur dekadent, sondern schlicht und ergreifend eine Frechheit.


Achja, was ich unbedingt anmerken muss!

 

Machen Sie nie den Fehler, sowas wie Wiener Würstchen oder eine offene BIFI im Handgepäck mitzuführen.

 

Wenn der Bundesgrenzschutz wieder mal seine Schnupfdackel - Schäferhunde - ausführt, könnte es sein, dass das liebe Viecherl namens Rex an 33 Passagieren vorbeischlendert, und sich dann ausgerechnet vor Ihnen hinsetzt. Das Herrchen von Rex vermutet dann richtigerweise, dass Sie Drogen mit sich führen. Das Rex es nur auf die frischen Wiener abgesehen hat, braucht dann ewige Erklärungsversuche und Beweise.

Im schlimmsten Fall könnte der Flieger ohne Sie starten.


Enjoy your next flight, kann ich da nur noch wünschen.