Club Urlaub

 

Einen schönen guten Tag aus meinem ersten CLUB URLAUB. Türkischer Art, versteht sich.

 

Sie werden es nicht für möglich ahnen, ich sage ahnen, weil glauben werden Sie es nicht.

Ich habe gut geschlafen! Allerdings nur aus Erschöpfung ersten Grades, da die Anreise ja einen ganzen Tag benötigt hat. Ein Kompliment an die Hotelindustrie ist das nicht.

 

Wie bereits richtig vermutet, sitzt das Hotel auf der gleichen Stufe wie eine Unterkunft.

Das Bett ist zu kurz, zu hart und zu dünn betucht. Das Zimmer ist spärlich bis gar nicht möbliert. Ich weiß nicht, ob man das -einfach möbliert- nennt.

 

Das beste am Zimmer war der Balkon. Groß und möbliert, mit Stuhl und Tisch aus dem weltweit verbreiteten Weißplastik.

 

Das Bad jedoch ist der letzte Schrei, nein, der allerletzte. Das Waschbecken wackelt, die Toilettenschüssel ebenso im Gleichtakt.

Die Handtücher haben die Dichte einer Zeitung. Die Dusche, der Rettungsanker bei Hitzschlag, ist hin. Nach genauerem Hinsehen stelle ich fest, das der Brausenkopf total verkalkt ist.

Nach 40-minütiger Renovierung mittels zuhilfenahme einer Nähnadel fließt das Wasser endlich mal. Der Spiegel im Bad ist so Asbach, daß ich mein Abbild nur schemenhaft vermuten kann.  Dekorative Lampen existieren nicht. Dafür strahlen satte 25 Watt Glühlampen von der Decke.

 

Oh mein Gott! Doch der hört mich grade nicht. Wahrscheinlich hat er noch was dringenderes aufzuarbeiten. Wo bin ich hier nur reingeraten. Das ist also ein 399 Euro Angebot, jetzt weiß ich's für die Zukunft.

Nach meiner Morgentoilette mache ich mich auf dem Weg zum Speisesaal.

 

Die Futterkrippe

 

Der Speisesaal gleicht einer Mischung zwischen Sauna und Futterstelle. Eine sonderbare Bezeichnung? Finde ich auch, aber es kommt mir aus folgendem Grund so vor.

 

Die Klimaverhältnisse schwanken zwischen 27 und 29 Grad Lufttemperatur und 90 bis 95 % Luftfeuchtigkeit. Da ist der Hunger gedämpft.

 

Das Buffet gleicht einer moderneren Art von Futterkrippe. Vor mir stehen cirka 1000 Verhungernde, hinter mir ungefähr gleich viele. Dabei kann ich es gar nicht fassen, was manche Leute alles auf ihren Teller bringen. Anscheinend scheint alles nur eine Frage der Stapeltechnik zu sein.

 

Die Poollandschaft

 

Doch vor lauter Gemeckere darf ich nicht vergessen, den Swimmingpool lobend zu erwähnen.

Er ist halbrund, sauber und ehrlich schön. Das ich hier die meiste Zeit meines Urlaubes verbringe, steht jetzt schon außer Frage.

 

An diesem Pool lerne ich auch das "Nilpferd" und die "Squawh" kennen.

Zwei junge Mädchen aus Germany. Das "Nilpferd" hieß Beate und hatte die Abmaße eines Nilpferdes. Na fast wenigstens. Sie war Speditionskauffrau im elterlichen Geschäft und kam aus dem Schwabenländle (!).

Die Squawh hieß Jessica, war angehende Polizeibeamtin, groß, blond, gut gebaut und seeehr gebildet (glaubte sie jedenfalls). Squawh hieß sie übrigens wegen Ihres Sonnenbrandes im Gesicht.

Nichts desto trotzt wurde ich von den zweien gut unterhalten. Die meiste Zeit jedoch wurde ich von Nilpferd unterhalten.

Es ist unfaßbar, was ein Mensch in 10 Minuten alles erzählen kann.

Warum sie mit ihrer Freundin hier in die Türkei gekommen ist, was sie alles in der Arbeit machen muss, ihr Vater ist ja ihr Chef. Außerdem habe sie ja Übergewicht und die Diäten taugen alle nix, jetzt macht sie Jogging, das bringt's ehrlich und so weiter und so fort....

 

Und dann sagt sie noch: " I muß mir jetztetle en Liegestuhl besorge, i habet Kreuzschmerze, morge is ja scho wiedda Freitag, heiß is heut, noi? I hab vielleicht an Durscht, Jetzetle brauch i erst mal a Cola, wo is eigentlich mei Sonneöl, was gibts mittag denn zum Esse, gibts da irgetwo an Bazaar mit Handdasche, mei Handduch is ja ganz naß, ach Gottle, i hab mi aufs Sonneöl draufglegt, sowas... Hoid abed gehe mer in die Siddi, gescht mit? Vielleicht esset mer ein oder zwei Eisbecherle, dahoim tuds jetzt bestimmt regne............"

 

AAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHH. Diese Frau war immer am Reden. Wie ein Wasserfall. Einen Radio kann man ja noch abstellen, aber eine duracellgefütterte Spediteurin???

Um ihren Erzählungen zu entflieghen, sprang ich immer mitten in ihren Ausführungen auf um ins kühle Naß zu springen, das war dann doch Rettung für 5 Minuten. Wenn's dann ganz arg wurde, sagte ich: " So, ich muss jetzt ein Telefon suchen, weil ich um halb meine Family zuhause anrufen muss".

 

Ja, Beate war anstrengend. Und so im nach hinein betrachtet: Türkei war anstrengender, als ich dachte. Es waren nicht gerade Super-Holidays, die ich da für 399 Euro hatte, aber jetzt haben Sie einen kleinen Einblick gewonnen, worauf man sich für das Geld einläßt.