Ein Hausboot, das wär's ja,

aber wenn ich zu Rechnen beginne:

 

Anschaffung, Umbau, Liegeplatz.....

da komm ich ja in die Tausende, und zwar vermutlich viele Hunderte davon.

 

Nee, also dann doch lieber "Hausboot auf Zeit",

bzw. eine sogenannte Gullet.

 

Die Dinger kann man mieten. Alleine, dann kommt man mit 11-15 Fremden zusammen oder als Gruppe, dann hat man das Schiff für sich und gute Freunde.

 

Ich hab's ausprobiert und auf so einer Gullet angeheuert, genauer gesagt ich hab eine Koje auf so einer Yacht gebucht und ich muss sagen: Es war super.

 

Als ich an einem Samstag am türkischen Flughafen Dalaman landete, wartete bereits mein Bus, der mich in den Hafen von Marmaris brachte. Dort angekommen, zeigte mir die Reiseleitung das Schiff und ich konnte den Capitano begrüßen, der mir meine Kabine zeigte. Schnell die paar Sachen in den Stauräumen verteilt, ging ich schnell wieder an Deck, um die anderen "neuen Gesichter" zu begrüßen. Quer durch Deutschland haben sich hier 12 Leute getroffen, die ganz gut zusammen passten.

 

Das Abendessen wurde gemeinsam an einem großen Tisch eingenommen, dann gabs noch den türkischen  Einstimmungs-Schnaps "Raki". Der hat dann die nötige Bettschwere geliefert und der Abend war schnell vorbei.... Langsames Wackeln zur Kabine und ab in die Koje, Schlafen und schnarchen.

 

Am nächsten Morgen wurde ich vom Kettenrasseln des Ankers geweckt. Ein Blick auf die Uhr zeigt den kleinen Zeiger unten, den großen oben. DAS HEISST 6 UHR !!!! Ich hab Urlaub und werd um 6 geweckt. Herzlichen Dank.

 

Also dreh ich mich einfach wieder um und leg meinen dicken Kopf wieder aufs Kissen bis es 9 Uhr ist. Dann wackel ich doch an Deck und werd schon von 8 Augenpaaren angekuckt, der Rest liegt wohl mit Seekrankheit oder Alkoholvergiftung noch im Bett.

"Na, Du Seeräuber, auch schon aus dem Bett gefallen", fragt mich Werner aus Grevenbroich, der immer einen lustigen Spruch auf den Lippen hat.

 

"Ja, ich denk schon", geb ich zur Antwort und schau mich um. Kein Hafen mehr, keine anderen Schiffe, keine Moschee, die rufen könnte. Wir sind auf hoher See, wenn man 6 Meilen vom Ufer schon von hoher See sprechen darf.

Erholung pur

 

Nachdem wir dann eine Zeitlang mittels Motor durch die Gegend gefahren sind, entscheidet sich er Captan dafür, in eine Bucht zu tuckern um dort die Anker zu schmeißen. Eine Beschreibung so einer "Blauen Reise" ist sehr schwer wiederzugeben, aber ich wills mal versuchen:


Dieser Küstenstrich zwischen Marmaris und Kemer, diese Landschaft, in der sich eine saphirblaue Bucht an die andere türkisgrüne Bucht reiht, wo goldene Sandstrände zum Sonnen und Baden in kristallklarem, sauberen Meerwasser einladen, wo unzählige Girllenschwärme fröhlich in Büschen konzertieren und wo silbriges Olivenblattwerk sich geheimnisvoll im sanften Ägäiswind sanft hin und her wiegt, DAS ist eine Reise wert.


Mir persönlich haben sich folgende Bilder oder Beschreibungen tief in meine Erinnerung eingeprägt:

Eine langgezogene sonnige Bucht, in der die tief ins Wasser ragenden Felsen ein ideales Schnorchelrevier boten. Unter Wasser liegende Felshöhlen und steinerne Torbögen aus lange zurückliegenden Epochen ließen das Unterwasserleben lebendig erscheinen, da lustige kleine buntschillernde Fische zwischen diesem Steinlabyrinth um jede Ecke flitzten, als ob sie "Fangstl" spielten.


Oder eine Bucht, genauer gesagt ein Ankerplatz, an dem das warme Meerwasser hollywoodartig lagunengrün schimmerte und nach Einbruch der Dunkelheit lauter kleine floureszierende Fischlein sprangen.


Andere Situationen aus einer früheren Zeit. In einer der stillen Buchten, in der kein Handy, kein Radio, kein Fernseher, kein Geräusch, außer das Zirpen der Grillen war, trafen wir Nomaden. Diese scheuen Menschen zogen es jedoch vor, nicht mit uns in Kontakt zu treten, Sie packten Ihre Esel und Ziegen und verschwanden, als wir kamen.


Und schließlich das spektakulärste: Eine Bucht wie das Omega Zeichen. Diese fast runde Bucht hatte cirka hundert Meter hohe Steilwände, die aus dem dort tintenblauen Meer steil in den Himmel ragten. Zwischendrin sprangen Ziegen von einem Vorsprung zur anderen Klippe.


Und das waren nur ein paar von zahlreichen Ankerplätzen, Häfen und Übernachtungsplätzen. Manchmal überkam mich der Gedanke, auszusteigen und dortzubleiben. Aber dann hätte ich  Ihnen niemals, zumindest verbal, diese Schönheiten heute auf dem Bildschirm präsentieren können.


Nun denn.  Ich hoffe, wir sehen uns einmal, irgendwann auf einem kleinen Gullet vor der türkischen Küste....