Die Kolumnen vom Februar 2011

MITTWOCH ABEND, 02. FEBRUAR 2011 

 

Die Firmenfeuerwehr...

 

Was man im Arbeitsleben so erlebt raubt einem manchmal den Atem...

Letzte Woche echt passiert: Wir hatten ziemlich Streß - oder arbeitstechnisch ausgedrückt: "Hohes Arbeitsaufkommen". Dadurch dass gerade Messezeit war, und das gros der Firma im entfernten Nordrhein Vandalen auf der Messe saß, war unsere Firma also "dünn" besiedelt.

 

Meine Kollegin hatte dann nachmittags irgendwann den Spontaneinfall: 'Mensch, ich hab so viel gearbeitet, dass ich sogar das Essen vergessen habe.'

Also macht sie sich daran, eine TKP (Tiefkühlpizza) aus dem Gefrierschrank zu zaubern und in den "bei Ober und Unterhitze im vorgeheizten Backofen 15-17 Minuten" zu verschieben. Vorheizen ist natürlich auch noch angesagt. Da bei uns in der Küche nicht die schönste Ordnung herrscht, liegen schon mal Teebeutel ohne Packung, spanische Rosinen von Weihnachten im kleinen handgeflochtenen Körbchen oder Kaffekapseln ohne Kaffeemaschine herum. Und nebenbei natürlich auch so wichtige Dinge wie ein Großpack Küchenrollen auf dem Herd.....

 

Aha, Du weißt, was jetzt kommt. Ok. Dann die Kurzversion: Irgendwann sitze ich hochkonzentriert vor meinem Rechner und rieche bzw. denke plötzlich: 'Komisch, hier riechts komisch....' und habe erstmal meinen Drucker in Verdacht. Checke ihn und komme zum Entschluß: Mmmmh Fehlalarm. Wird doch nicht einer der PC implodieren? Nein, ebenfalls Fehlalarm. Kann doch gar nicht sein. Zigarettenrauch riecht auch anders, Hundescheiße auch. Was stimmt hier nicht?

 

Irgendwann ruf ich dann doch quer durchs Büro ins Nebenzimmer zu meiner Kollegin: "Kann es sein, dass hier irgendwas am schmoren ist?" Worauf sie zurückruft: "Nee, dass ist nur meine Pizza!". Glaub ich nicht, bzw. beruhigt mich nicht sehr, denn Pizza riecht anders. Jeder praktizierende Single weiß wie eine TKP riecht. Also lass ich's nicht gut sein und tappe die 6 Meter in die Küche und siehe da:

 

Die Küche brennt, wunderbar. Die Großpackung Kleenex im Plastikpack hat sich in Flammen, Asche und Rauch aufgelöst, in seeeehr viel Rauch. Nach meinem Alarmschrei eilt die Kollegin herbei und sagt: "Oh Gott, was, wie, was......" Dadurch gehen die Flammen allerdings auch nicht aus. Blitzartig schnappt sie sich den Teekocher, wo noch Wasser drin ist und schüttet das ganze über den Flammen aus. Zisch, Brodel, Brutzel. Aus die Maus. Die Feuerwehr kann zu Hause bleiben. Die Rauchvergiftung in unserem Büro. So im nach hinein dachte ich noch öfter drüber nach. Was wäre wenn: Wenn ich nichts gesagt hätte.... Wenn ich in der Mittagspause gewesen wäre..... Wenn ich Schnupfen gehabt hätte..... Ich will gar nicht weiter drüber nachdenken aber, hätte ich nichts gesagt, wäre der Laden gnadenlos abgefackelt worden. Und wir mit Rauchvergiftung wohl auch.

 

Danke lieber Schutzengel. Ich bin froh, dass Du wenigstens aufpaßt. 

 

MITTWOCH ABEND, 09. FEBRUAR 2011

 

Willkommen in der Rabattwelt...

 

...die so irre ist, wie die Steuergesetze in Deutschland!


Wo und wann für was und warum man eigentlich überall Punkte bekommt, weiß ich mittlerweile nicht mehr. Ich hab diese Jagd schon lange aufgegeben. Allerdings kann ich mich noch erinnern, als ich auch in diesem Wahnsinnsclub mitgespielt habe.

Ein mittelschweres Betriebswirtschaftslehrestudium hat es nicht unbedingt gebraucht, aber ein einfaches war schon von Nöten.

 

Wie der eine oder andere vielleicht weiß, verdiene ich meine Brötchen ja als Fahrscheinverkäufer für die Lüfte - elegant ausgedrückt: Luftfahrtverkehrsexperte.

Demnach bin ich natürlich auch des öfteren geflogen und habe als erstes danach gegeiert, bei welcher Airline es Friendshippoints, Miles&more Punkte, Airstreets oder Happypoints gab. Die Zahl der Karten war vielfältig und bunt. Rote, Weiße, Gelbe und die ganz dekadenten in edelschwarz. Das war die geilste, gesteh ich.

 

Nichts desto trotz hab ich trotz Fliegerei keinen einzigen Freiflug bekommen. Was hätte ich mir für diese kleinen geilen Sammelpunkte alles besorgen können. Angefangen vom Schlüsselanhänger bis hin zu einer Ballonfahrt über die kappadokische Bergwelt. Aber mal ehrlich. Wie viele Schlüsselanhänger braucht der Mensch. Muss man den 56. haben? Nöö. Und, was mach ich mit einer Ballonfahrt über Kappadokien? Reicht mir der Starnberger See nicht dafür aus? Ebend!

 

Bei Feinkost Täinschelmän hab ich anfangs noch die Herzsammelaktion mitgemacht. Nachdem ich aber niemals in den Genuss eines kostenfreien Kochtopfservices mit doppeltem Sandwichboden auf Manganstahl mit 99 Jahre Garantie kam, hab ichs dann aufgegeben. Seitdem antworte ich auf die Kassiererfrage: "Sammeln sie Herzen?" immer: "Nein, ich transplantiere diese!"

 

Nachdem ich die ganzen Karten dem Kindergarten gestiftet habe, brach eine gewisse Leere in mir aus, bis zu dem Tag, an dem ich an der Tankstelle gefragt wurde: "Haben Sie Päibägg?" Ich hätte sagen können: Nee, aber feuchte Füße, fragte aber dann doch interessiert nach: "Was gibts denn da so.....???".

 

Tja, seitdem besitze ich wieder eine Karte. Eine Blaue. Eine einzige, wohlgemerkt. Da muss ich mir keine Gedanken machen, was ich wann wo warum nicht gekauft habe um eine Jacke, einen Trolley, eine Maglite oder einen Kugelschreiberhalter geschenkt zu bekommen. Diese Blaue Karte hilft mir einzig und allein, mein Auto waschen zu können - Für 3 Euro und 200 Punkte - Mehr will ich gar nicht mehr, mehr brauch ich gar nicht mehr. Und seitdem hab ich viiiiiiiiiiiiiiiel mehr Zeit und Ruhe - ist doch die Zeit der Jagd vorbei.

 

So, Servus, ich muss Autowaschen.

 

MITTWOCH ABEND, 16. FEBRUAR 2011 

 

Neues aus dem Lebensmittelwunderland

 

Samstag wars, genau. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Als ich überlegte, spontan bei meinen Freunden aufzutauchen, wo es immer seeeehr guten Kaffee gibt, dachte ich mir: Bring was leckeres mit. Gesagt getan. Stand ich also im Supermarkt meines Vertrauens (bis dato) und sah im Regal wunderschöne Päckchen mit Achtung: "Original französischen Creme fraiche Brötchen mit Schokostückchen" ganz unschuldigerweise auf Augenhöhe einfach so rumliegen und mich fast anspringen. Also schnappte ich mir eines der interessant glitzernden Zellophantütchen und marschierte damit zu Kasse um meine Samstagseinkäufe damit erledigt zu haben.

 

Pech hatte ich dann allerdings, als meine Freunde keinerlei Appetit auf diese schööööönen vermeintlich leckeren Milchbrötchen hatten. Ich war schon am schwelgen, hatte ich solche Leckerchen vor ein paar Jahren in Marseille in einer kleinen Bäckerei mal entdeckt, probiert und mir überlegt, ob ich deswegen nicht nach Südfrankreich ziehen sollte.

 

Naja. Soweit, sogut.  Aber, es gibt ja die berühmte Redensart: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Denn Abends zu Hause hatte ich den Versuch gewagt, eines dieser Erinnerungsbröchen zu schnabulieren. Erst mal musst ich das Ding aus der 2.ten Zellophanhülle befreien um es dann langsam in den Mund zu schieben....., abzubeissen und an Südfrankreich zu denken.......


Böser Fehler!!! Ich schmeckte.......... Nichts dergleichen. Es schmeckte nur zäh, labbrig und uninteressant. Ich biss nochmal rein. The same procedure. Nix wars. Die Südfrankreichblase platzte. Ich versuchte noch, das ganze mittels Marmelade zu retten, jedoch schmeckte ich nur die Marmelade und nicht das Kaugummiähnliche Dingens. Enttäuscht wie durch einen Heiratsschwindler schnappte ich mir die Tüte der Brötchens und las erst mal: Emulgatoren, natürliches Vanillearoma, Weizengluten, natürliche Aromen, Aroma, Eiweiße und dann: inaktive Trockenhefe. Ganz was feines... Und um der Krönung noch eins aufzusetzen, E 410, E471, E472e, E481, Natriumcitrate, Säuerungsmittel und Antioxidationsmittel. HILFE, was ist das? Ich wollte keinen Suizid durchführen, ich wollte nur etwas essen!

 

Dann vergaß ich mein französisches Wohlgefühl und dachte mir: Entschuldigung, aber das ist ja mehr als eine Frechheit. Wie kann man nur so einen Schei.......ck zum Verkauf, geschweige denn zum Essen anbieten? Das kann ja nicht wahr sein. Das hat nicht mit Savoire vivre zu tun. Nicht mal einen Fliegenschiß davon. Unglaublich. Dabei ist es ja nicht das einzige, was uns in den Supermärkten als sogenanntes "Lebens"mittel zum Verzehr angeboten wird.

 

Ich hab nun wieder etwas gelernt: Wenn ich etwas Gutes wie Milchbrötchen essen will, geh ich zum Bäcker. Wenn ich etwas Gutes wie echtes Fleisch haben will, geh ich zum Metzger, und wenn ich etwas Gutes wie Obst oder Gemüse möchte, geh ich zum Obstdantler. Weitere Diskussionen sind demnach überflüssig.

 

Frechheit!!

MITTWOCH, 23. FEBRUAR 2011

 

Krisen und Chancen

 

Was ist los in unserer Welt? Ich finde, es ist eine sehr seltsame Zeit. Philosophisch betrachtet mache ich mir so meine Gedanken und sinniere heute einfach mal laut in die Gegend hinein.

Diese ganzen Erdbebenserien, die seit einem Jahr unsere Mutter Erde erschüttern. Diese Unruhen, die in vielen europäischen Staaten, nordafrikanischen Ländern , arabischen Ländern und Asien das öffentliche Leben erschüttern.

Diese vielen radikalen Umbrüche, die so unerwartet schnell kommen, fast wie ein Dominoeffekt die Runde machen....

 

Ist die Natur einen Schritt schneller als wir? Sollten uns die Erdbeben zeigen, dass der "Druck" irgendwo abgebaut werden muss? Das die "Verwerfungen" Konflikte anzeigen? Das ein "Bruch" der Erdplatte auch ein "Bruch" der Regeln sein kann? Ist "Mutter" Erde fähig, ihren Kindern zu sagen: Hey, paß auf, sonst gibts eins auf die Nase?

 

Gut, lassen wir das mit der Philosophie. Aber: Irgendwie ist die Zeit wohl reif für Veränderungen, wenn ich mich so umschaue. Egal, ob es bei mir ist und ich die radikalen und plötzlichen Veränderungen mittels Entlassung erfahre, oder ob es in meinem Bekanntenkreis ist, wo es Freunde gibt, die dem Druck und den hohen Anforderungen nicht mehr stand halten und entweder zusammenbrechen, plötzlich unter Bluthochdruck leiden oder ausbrechen und etwas radikal verändern, oder ob es im kollektiven geschieht, wie aktuell in Libyen.

 

Absolut fassungslos blicke ich dieser Tage nach Libyen. Das sogar mit Kampfjets gegen Menschen vorgegangen wird, ist unfaßbar. Wir, die das wenige sehen dürfen, was nicht zensiert ist, sind dazu verurteilt, hilflos dem Geschehen zuzusehen. Wenn Staatsoberhäupter sogar dazu aufrufen: "Geht raus und fangt diese Ratten", dann denke ich: Der hats auch noch nicht kapiert.

 

Nun läuft das ab, was zuvor schon in Tunesien, in Ägypten, im Jemen, in Bahrain und nun in Libyen abläuft: Staatsangehörige, Konsulate und Diplomatische Vertretungen rufen dazu auf, das Land eiligst zu verlassen. Wenn keine schnelle Einigungen oder Reformen eintreten, wird wohl Angesichts der Härte ein unglaublicher Exodus einsetzen. Menschenmassen werden das Land verlassen.

 

Was da passiert ist wieder mal ein Beweis, dass das System am Ende ist. Nichts bleibt so, wie es war. Es funktioniert nicht mehr. Änderungen müssen her, im Denken, im Handeln, im Verhalten. Es darf nicht nur mehr eine Handvoll Personen geben, die sich am Schicksal Schwächerer bereichern. Nun sind es die Schwächeren, die aufstehen, mit dem Gehorsam brechen, dem Land ein Beben liefern, Verwerfungen produzieren und teilweise dafür leider einen sehr hohen Preis bezahlen, nämlich ihr Leben.

 

Um doch noch mal ein wenig Philosophie an den Tag zu legen: In Hunderten, ach was sag ich, in Tausenden von Jahren hat sich nicht viel geändert. Was nicht in Frieden funktioniert, wird sich mit Gewalt geholt. Der Stärkere gewinnt.

 

Ich hoffe und bete, dass diesmal nicht der Stärkere gewinnt, sondern der Weisere. Ist es doch an der Zeit, dass unser Geist mehr beweist als Stärke und umsetzt, was das Wort Krise heißt: Nämlich Chance.

 

Lassen wir sie uns als solche Nutzen.

 

Carpe diem!