Die Kolumnen vom November 2011

Natürlich zertifiziert!
Natürlich zertifiziert!

MITTWOCH ABEND, 2. November 11

 

Zertifiziert

 

Perfekt. Ich hatte letztens die Eingebung des Jahres, als ich hinter einem LKW an der roten Ampel stand. Auf der Ladetüre stand: Zertifizierte Ladungssicherung. Dann wusste ich: Deutschland ist so perfekt. Alles und jeder muß/darf/kann ein ISO DIN erarbeiten, wenn er sich denn nur genügend anstrengt. Mittlerweile kann alles eine Qualifizierung erlangen.

 

Es gibt für alles ein DIN ISO Neuntausendhaumichtot. Es gibt qualitätszertifizierte Beratungszentren, Autositze, Einkaufstaschen, Waschanleitungen, Kliniken, Sparkassen, Kaffeeautomaten und Babytrommeln, Farbkopierer und Kondome, Räucherstäbchen und Küchenarbeitsplatten... Ich sah schon Registrierkassen, auf denen der kleine achteckige Aufkleber mit "zertifiziertes System" zu erkennen war.

 

Meine Schwester arbeitet in einer Arztpraxis, die letztens eine Qualifizierungsbeauftragte für 4 Stunden zu Besuch hatte. Die Obermafia der Qualifizierungsmacher haben so eine Beauftragte in die Praxis geschickt, damit die aufpaßt, was die Praxismädels so machen. Zertifiziertes Praxismanagement nach neuesten Hygienestandards. Wahnsinn. So weiß ich jetzt endlich, daß in einer Arztpraxis Blumentöpfe absolut gar nichts zu suchen haben, auch wenn das Grün die Nerven beruhigt und die Luft verbessert, aber egal! Die Arzthelferinnen dürfen keinesfalls mit Straßenschuhen arbeiten, Bakterien von einer ganz schlechten Straße könnten ja dran sein und drinnen Randale machen. Praxishelferinnen dürfen beim Blut abzapfen keinen Schmuck, keine Uhr, keine Halskettchen umhaben. Es könnten ja Viren, Bakterien oder kleine Elefanten draufsitzen und in die  Spritze hüpfen. Die Kugelschreiber müssen wahrscheinlich auch vor dem Anfassen sterilisiert werden, überleg ich gerade.

 

Was mir allerdings immer ein Rätsel ist: Was hilft die ganze Qualifizierung, wenn Bauer Schneider mit seinen Kuhdrecksverschissenen Gummistiefeln in die Praxis kommt, seinen Hut auf die Anmeldung legt und da erst mal 2 tote Zecken und 4 Flöhe runterfallen? Ist dann die Praxis totales Sperrgebiet und muss dann erst mal ein zertifiziertes Reinigungsmanagementteam erscheinen, um die Praxis wieder in den mühsam erkämpften Sterilisierungszustand zurück zu versetzen?

 

Das wär doch mal eine Frage, die man einem sogenannten QM-Menschen stellen müsste.... oder so Fragen wie: Wann gibt es Qualitätszertifikate für Einkaufswagen bei Lidl, damit die Räder nicht mehr quietschen? Oder wann gibt es, ich sag jetzt mal QZ's, ist kürzer, für Sofas, die zwar unheimlich chick und modern sind, aber unbequem für drei. Und wann gibt es QZ's für unfreundliche Verkäuferinnen, die dann vielleicht meine Joghurtbecher nicht mehr übers Kassenband feuern, damit sie keinen Sprung haben?

 

Wenn ich anfange, mir mal Gedanken machen, was man noch alles zertifizieren könnte, werde ich wahrscheinlich wahnsinnig oder verrückt, wobei ich da die Qualifizierungsrichtlinien nicht kennen lernen will....

 

Alsdann, entspannten Abend - ohne Richtlinien - wünscht

 

der Kolumnist.

 

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Kommentare: 6
  • #1

    Martin (Mittwoch, 02 November 2011 19:21)

    Ja, so ist das in Deutschland. DIN ISO, HAACCP, USB und sonstige Abkürzeungen. Und dann sind wir toll, weil wir uns verwalten. Was unterm Strich übrig bleibt, kann wir wahrscheilich nicht einmal Angilein in Berlin verklickern. Prost, Mahlzeit... :-(

  • #2

    Heiner (Mittwoch, 02 November 2011 19:56)

    Lieber Franz,

    mit dieser Kolumne hast du mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen. Alles ist bei uns reguliert, zertifiziert, zigmal überprüft, in ünübersehbaren Paragrafen geregelt - und doch geht alles den Bach runter. Und warum? Weil ein halbwegs gesunder Menschenverstand und das Herz fehlt...

    Liebe Grüße
    Heiner

  • #3

    Till (Donnerstag, 03 November 2011 01:36)

    ...wei immer genial :-)

    ich brauch jetzt garnichts mehr dazu schreiben, ihr habt es schon richtige dagestellt... bin gespannt wie es weitergeht, wenn es nichts mehr zum Essen gibt, ob das Nichts auch eine ISO Nummer bekommt.....
    dann brauchen wir auch kein HACCP mehr..... lach....

    Ganz Liebe Grüße

    Till

  • #4

    Franz aus Uffing (Samstag, 05 November 2011 13:28)

    Also, ich gehe jetzt mal so an die fünfzig Jahre zurück in die Mitte des letzten Jahrhunderts, als ich noch auf dem Bauerndorf lebte.

    Da machte hin und wieder plötzlich die Nachricht die Runde, dass beim Bauern Sowieso eine Kuh verreckt ist und es billiges Rindfleisch gibt! Da sind die Hausfrauen sogleich losgestürmt und haben sich eingedeckt. Da hatte kein Veterinärarzt auch nur den Hauch einer Chance, das arme Rindvieh auf irgendwelche Bakterien, Viren oder so zu untersuchen.

    Und dann denke ich mit Freuden an die Hausschlachtungen, wo es dann am Abend das berühmte Kesselfleisch gab und man die Sau gleich an Ort und Stelle portionsgerecht aufteilte und an die Nachbarn verkaufte. Da war der Tierarzt allerdings vorher da, um seinen Stempel auf die Sau zu drücken - falls sie trichinenfrei und unbedenklich genießbar war.

    Ich habe - wie man sieht - diese vorsintflutlichen Zustände gut, ich möchte sogar sagen sehr gut überstanden.

    Nachdem aber die Sterilitätsfanatiker (nicht nur die in Brüssel) ans Ruder kamen, haben auch Zivilisationskrankheiten wie Allergien zugenommen. Bei uns hats immer geheißen: Dreck macht Speck, und Speck hält warm - und gsund!!!

    Soviel zum Thema "Zertifizierung" - übrigens; wann kommt eigentlich bei unseren Politikern die Zertifizierung????

    Ich wünsche den terien Lesern der wie immer terffsicheren Kolumne ein schönes Wochenende!

  • #5

    Emmi (Samstag, 05 November 2011 15:53)

    ...das mit dem Kugelschreiber gibt es schon, die sind jetzt Antibakteriell!!!
    Ich schicke Dir mal den Link

    Bussi
    Emmi

  • #6

    Emmi (Mittwoch, 09 November 2011 22:40)

    Hier der Link


    www.antibacpen.com/

    Bussi
    Emmi

MITTWOCH ABEND,  9. November 11

 

PROMILLELE

 

Vorgestern abend habe ich mir die Ehre erlaubt, mir nach langer Zeit mal wieder einen einzuschenken, oder warens mehr? Ich glaube ja, und möglicherweise könnten es auch Fünef Stamperl Leonhardischnaps gewesen sein. Dann dachte ich über meinen Schein nach. Meinen grauen Lappen habe ich schon ein halbe Ewigkeit, als ich drüber nachdachte. Äh, sorry, ich meine natürlich meinen Führerschein, den ich jetzt mal im Bälde gegen dieses kleine bunt schillernde dehn- und waschbare Kärtchen austauschen will. Im letzten Vierteljahrhundert hat mich die Trachtengruppe ich glaube 3 mal aufgehalten und kontrolliert.


Blasen durfte ich noch bei keinem, obwohl ich auch schon mit einem Nierenspüler (Weißbier) und nem Magenaufräumer (Schnaps) unterwegs war. Also nicht unterwegs getrunken, sondern vorher, wollte ich ordnungshalber noch anmerken. Wie viel Promille ich damals hatte, würd mich heut schon noch interessieren denn heute weiß ich, dass das falsch war und ich bin auch nicht stolz wie Oskar drauf, aber ich gebe zu, dass ich es tat - ganz Kässmannlike.

 

So. Und. Deswegen werd ich jetzt von Margarete Kässmann auch nicht zum Kaffeetrinken eingeladen und vermutlich auch nicht Vorsitzender der ALAnon Gruppe von Geritzien.

 

Aber wir Menschen sind ja eh eine besonders komische Spezies. Sobald man etwas zugibt, fällt ein bestimmter Prozentsatz über einen her. Wie die Löwen über eine Gazelle mit drei Beinen. Aber wir sind doch ALLE KEINE Heiligen, machen hie und da mal Fehler, so wie 99,9 % der Mitmenschen auch, oder?

 

Ich habe mal von jemandem gehört, der wurde auf der Autobahn von der grünen Truppe aufgehalten, weil er zu langsam fuhr. Höchstens 90 Kilometer. Das ist zwar nicht verboten, aber verdächtig. Denn Leute, die sich auffällig unauffällig verhalten, sind nun mal verdächtig, deshalb wurde er auch kontrolliert und musste blasen. Da er aber so clean war wie ein neugeborenes Baby, hatte er nichts zu befürchten. Wahrscheinlich fährt er unter Alkeinfluss so, wie es sich gehört.

 

Immer wenn mal wieder ein prominenter Übeltäter bei irgendwas erwischt wird, muss ich daran denken, bei wie vielen Dingen ich nicht erwischt worden bin und bei wie vielen Dingen all die anderen nicht erwischt worden sind, denn es kann einfach nicht sein, dass all die anderen, von denen man nichts weiß, sich immer bei allem okay verhalten. Vielleicht hat die erwischte Person es nur ein einziges Mal getan? Oder hundert mal? Und ein anderer Prominenter hat es tausend Mal getan, nur, er wird nie erwischt?

 

Erwischt zu werden, hat - so gesehen, also nicht viel zu bedeuten.

 

Prostata, lieber Gott, ich trink jetzt mit Dir um die Wette, wahrscheinlich gewinnst du sowieso. Aber egal, ich trink mir jetzt ein Likörchen. Heute im Angebot: Peche rouge - roter Weinbergpfirsichlikör. Den rein in Prosecco. Lecker!

 

Den Likör bekommst du übrigens nicht überall, aber bei " Genussvoll" in Wolfratshausen besonders günstig.

 

In diesem Sinne, einen charmanten Feierabend wünscht

 

der Kolumnist!


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MITTWOCH ABEND, 16. November 11

 

Volltanken bitte

 

Seit ein paar Jahrzehnten tanke ich. Also ungefähr, seit ich Achtzehn bin. Die aktiv ausgeübte Sexualität und das Bedürfnis zu tanken, beides fängt ja ungefähr in der gleichen Lebensphase an. Beides war erlaubt, bis vor Kurzem. Zuerst haben sie mir das Normalbenzin weggenommen. Dann gab es überall nur noch Super. Jetzt wollten sie mir das Super auch noch nehmen und wollen, daß ich E605 tanke oder so was ähnliches. Und ich dachte immer, ich lebe in einer freien Marktwirtschaft. Hab ich zumindest mal gelernt. Ein Produkt, das die Leute kaufen möchten, dürfen sie auch kaufen, außer so Sachen wie Heroin oder Atombomben, das dürfen nur Regierungen.

 

Aber, ich kann fast überall, an jeder zweiten Straßenecke rund um den Hauptbahnhof, Haschisch kaufen, trotzt Verbotes. Ich bekomme problemlos Klappmesser und Würgeeisen. Ich kann Penisse aus Gummi kaufen, übrigens ein Erdölprodukt, bei dessen Verbrennung CO2 freigesetzt wird, ich kann mir einen Laster voll Bärendreck ins Haus liefern lassen, in Begleitung von fünfzehn zugekoksten Prostituierten, bitte schön, das hat es in echt gegeben, bei diesem Moderator..... Ich kann auch als Gummibärchen verkleidet mit einem Fallschirm aus dem Flieger springen, ich darf zur Wiedereinführung der Monarchie aufrufen, den Papst beleidigen und mit Strapsen ins Büro gehen. Anything goes. Aber ich darf nicht zur Tanke fahren und Sachen: "Super, voll bitte".

 

Ich tanke das E-irgendwas nicht. Es ist von zweifelhafter Qualität und ob es der Umwelt gut tut, ist strittig. Man muss schon verwirrt oder gaga sein, um ein teureres Produkt von zweifelhafter Qualität zu kaufen, mit der Begründung, es sei gut für die Umwelt, wobei dies aber von den Umweltschützern, die es wissen müssten, bestritten wird. Hätten sie mal doch ihr E605 an Herrn Ghadafi verschenket, der war ja wahnsinnig, er hätte es gemocht. Der hätts in seine Panzer schütten können. Zehn Perzent der Panzer wären dann kaputt gegangen. Was werden sie uns alles noch verbieten. Die Glühlampen haben sie ja schon fast geschafft, obwohl ich überzeugt bin, daß die Stromsparlampen nicht das Gesündeste ist, was uns jetzt passiert.

 

Außerdem: Wieso muss immer der gleine Mann die Zeche zahlen, Warum sagen sie uns: "Sie müssen sich informieren, ob das Benzin, daß Ihr Auto brauche, Ihrem Motor schadet oder nicht". Ja spinn ich denn? Auf jeder Chipstüte steht der Fettgehalt und das Verfallsdatum. Für alle Lebensmittel wollen unsere Superpädagogen je nach Fettgehalt rote und grüne Stempel draufmalen, aber beim Benzin sagen sie: "Mei, schaugts halt selber, ob Euer Karren kaputt geht oder nicht". Wenn man von jeder zehnten Chipstüte Brechdurchfall bekäme, würde ich, Gott ist mein Zeuge, nie wieder Chips kaufen. Und wenn sie sagen, tu es trotzdem, wegen der Umwelt, dann sag ich: So blöd, daß man alles mitmacht, bloß weil es angeblich der Umwelt nützt, bin ich auch nicht mehr.

 

So, Ende Gelände sagt

 

der Kolumnist

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Martin (Mittwoch, 16 November 2011 20:10)

    Hallo Franz,
    also ich muss sagen, diese Mittwochskolumne ist wieder mal wie die Faust auf's Auge.

    E 10 heisst der neue "Superkraftstoff" übrigens, den sie (unsere schlaue Bundesregierung) uns andrehen wollte.

    Jedenfalls ist es echt der helle Wahnsinn, wenn man sich das alles überlegt, was du uns da aufgeschrieben hast. Du solltest Angie, den Wirtschaftminister und den Rest in Berlin in deinen Email-Verteiler aufnehmen und denen auch jeden Mittwoch deine Kolumne lesen lassen. Dann haben die nämlich die breit gestreute Meinung unserer Bevölkerung in kleinen schwarzen Buchstaben auf dem Bildschirm und sind gleich auf dem aktuellen Stand, ohne, dass man Meinungsumfragen und Meinungsforschung zum Thema "Wie zufrieden bin ich mit unserer Regierung?" betreiben muss.

    Sehr schön geschriebene Kolumne und du sprichst jedem aus der Seele.

    Schönen Abend noch.

    Martin.

  • #2

    jkobold (Mittwoch, 16 November 2011 21:35)

    Irgendwie hat der Kolumnist schon recht, die Sache mit dem Sprit ist logisch nicht nachvollziehbar. Wenn schon Sprit aus nachwachsenden Rohstoffen, dann bitte zu 100 %, aber bitte kein zweifelhafter Mix, so ein bisschen als Alibi für die Landwirtschaft, obwohl da eigentlich unsere Lebensmittel herkommen sollten und dann noch ein Zuckerl für die Erdölindustrie, ja weil die sind mächtig und mit denen will man es sich auch nicht verscherzen.
    Also E10 verursacht bei meinem Motörchen ca. 10 % Mehrverbrauch, produziere also auch mehr Abgase als nötig und mein Geldbeutel leidet deutlich.
    Klare Ansage, weniger ist mehr, meine technische Forderung, Antriebe, die weniger Sprit verbrauchen. Meine mentale Forderung, den Leuten mal ökonomisches und somit ökologisch sinnvolles Fahren beibringen und da gilt immer noch die Fragestellung, die vor über 20 Jahren schon ein Thema war. Der eigentliche Aberwitz, 1 Person befördert sich selbst in einem Apparat mit einer Leermasse von rund einer Tonne, heute sogar mit neuester Technologie mit einer Leermasse von locker bis zu zwei Tonnen.
    Der eigentliche "dicke Hund".

  • #3

    Peter aus WOR (Mittwoch, 16 November 2011 23:23)

    Hallo Franzl,

    dein (fast) neuwertiges Auto verträgt vermutlich schon den neuen Stoff. Man muß dies aber nicht unbedingt in den Tank schütten. Das Angie hat das zusammen mit Herrn Wißmann eingeführt, damit die deutschen Autos noch länger viel CO2 hinausstossen dürfen...
    Bei Esso nearby gibts noch das gute, alte E95.
    Es muß ja nicht immer Aral sein.
    LG Peter

  • #4

    Till (Mittwoch, 16 November 2011 23:28)

    ...sehr schön, du sprichst mir direkt von der Sele.....

    Liebe Grüße, Gute Nacht und hoffen wir das der Tachionengenerator (?)bald kommt..... :-)

  • #5

    Emmi (Donnerstag, 17 November 2011 20:07)

    Hallo Franz,
    ich stimme da völlig mit Dir überein, ich tanke auch nicht dieses E 10. Ich kann es nicht verantworten, das in Somalia Menschen verhungern und wir aus den dritte Weltländern, Palmöl importieren, und dort die Urwälder abgeholzt werden.
    Ich möchte nicht an einem Hungernden mit meinem Auto vorbeifahren, und seine Gedanken "da fährt mein Hirsebrei" verantwortlich sein.

    sorry aber das mußte raus,

    klasse Kolumne
    Michael

MITTWOCH ABEND, 23. November 11 

 

Kochkurs chinesisch

 

Ich glaube, das nächste was her muß, ist ein Kochkurs. Ja, ich gestehe, ein Koch bin ich  nicht gerade. Grund zu diesem Geständnis war folgender: Nachdem ich ja des öfteren unter Nierensteinchen leide, hatte ich mich auf ein chinesisches Rezept eingeschworen. Nach der Traditionellen chinesischen Medizin braucht man für ein Anti-Nierenstein-Rezept folgende Zutaten:

 

1 Schweinepfötchen

250 gr. Frühlingszwiebeln

1 kl. Stück Ingwer

 

und flugs sollen die Steinchen binnen 3 Tagen von selber rausrollen...

 

Also hab ich mich ans Werk gemacht und ging erst mal einkaufen. Der Metzger meines Vertrauens sagte auf meinen Wunsch nach einem Schweinepfötchen: "...da ist die Nachfrage so gering, das haben wir nicht vorrätig, aber ich bestell es ihnen gern, in 2 Tagen hab ich es dann da..."

 

2 Tage warten? Mmmmh, nee, wenn ich kochen will, will ich jetzt kochen und nicht erst in 2 Tagen. Ich also in die nächste Fleischerei und dort die gleiche Auskunft.

"Hamma ned, kemma aber bstelln."

In der fünften Schlachtbank hab ich dann doch noch Hoffnung, als die Fleischereifachverkäuferin frägt: "Vorder oder Hinterfuß?" ...Äh, da war ich überfragt. Ich gestehe ihr die Geschichte von dem Rezept und sie sagt: "Aha, ein Bratzerl brauchen sie, dann schau ich mal ins Kühlhaus...." und zog von dannen. Ich wartete 2 Minuten, ich wartete 3 Minuten. Ich vermutete schon, die Verkäuferin läuft draußen im Hinterhof mit dem Beil in der Hand irgendeinem Schwein hinterher und will ihm einen Fuß abhacken. Grauenvolle Vorstellung.

 

Dann, nach 4 Minuten kam die Dame mit Ihrer Beute in der Hand hinter der Tür wieder vor. Vor lauter Staunen über die Größe des "Pfötchens" (meiner Ansicht nach Schuhgröße 46 ein halb)  zog ich also zur Kasse, um das Gebein zu bezahlen. Der Größe nach dachte ich an mindestens 10 Mark - oh, die gibts ja nicht mehr - also dann eben 5 Euro. Aber falsch gedacht. Für 1 Euro 03 war ich dabei im Rudel der Schweinefüßchenköche. Blöderweise hab ich es nicht klein hacken lassen, denn wie soll der Yetifuß eigentlich in einen meiner Kochtöpfe passen???

Zuhause dann leg ich das Gebein erst mal in den Kühlschrank, denn ich hab mir das große China-Kochen für Sonntag früh vorgenommen.

 

Am Sonntag dann brannte ich förmlich darauf, mir diese Schweinesuppe zu kochen. Noch im Morgenmantel watschelte ich in die Küche und zog die Ingredenzien aus dem Kühlschrank bzw. der Vorratsschublade. Ja - so - äh, wie bring ich jetzt das Teil klein??? Nach kurzer Überlegung entschied ich mich für das große Schlachtermesser und wollte das Teil in der Mitte trennen. Daß Schweinebeine harte Knochen haben, weiß ich mittlerweile, denn so eine Sau muß ja auch mehrere Zentner auf den Beinen stemmen können.

Nachdem das Fleischermesser versagt, greife ich zum Fleischhackl und schlag zu! Leider hab ich vergessen, etwas unter das Fleischbrett zu legen und so erbebt erst mal die Küchenablage wie bei einem Erdbeben. Handtuch drunter und nochmaliger Hauversuch. Tja, wie bereits erwähnt, Schweine müssen viel laufen, deshalb geht auch mit dem Hackebeilchen nix.

 

Und jetzt? Nachdem ich keine Motorsäge besitze und auch keine Guillotine mein Eigen nenne, mach ich mich an die Werkzeugkiste und finde...... nichts. Außer eine große Rohrzange. Tja, mit der könnte man doch die Elle und das Schienbein brechen. Oh Gott, wie marzialisch. Ich komme mir vor wie eine Mischung aus Chirurg, Herr Hartmann und ein Metzger, als ich die Rohrzange an den Knochen ansetze und zudrücke, was meine Kraft so hergibt. Nachdem mir schon die Schweißperlen auf der Stirn stehen, ich langsam einen Krampf in den Händen bekomme, macht es schließlich und endlich laut und vernehmlich KNACKS. Wunderbar, der erste Knochen ist gebrochen. Der zweite ist genauso schwierig und bringt mich an den Rand meines Könnens. Aber nach gefühlten 30 Minuten hab ich dieses Mistviech endlich umgebracht, respektive ihm die Beinknochen gebrochen.

 

Also rein in den Topf, Gewürze dazu, Ingwer rein, Zwiebeln, Pfeffer, Salz und Zweieinhalb Stunden langsam vor sich hin kochen. Schön, dann kann diese Medizin ihr Werk tun und die Steine rollen lassen.

 

Nach geschlagenen 3 Stunden probiere ich das Süppchen und versuche nicht dabei zu Kotzen. Der Ausdruck IGITT wäre noch untertrieben. Das Süppchen war derart fett, da würde der Cholesterin und die Galle miteinander eine 2-tägige Party feiern. Ich verdünne das Süppchen noch 2, 3 mal und denk mir immer noch:


                                             WER ISST SO ETWAS?

 

Ich versuch also mein Glück nochmalig mittels nachwürzen und probier das Supperl nochmal. Resultat: Ungenießbar und so fettig, damit könnte man das 19. Truppengeschwader inkl. Laster, Panzer und Motorräder einfetten. Also gestehe ich mir ein, zum Schweinesuppenkoch bin ich nicht geeignet. Demzufolge bleibt mir also nichts anderes übrig, als das ganze zu entsorgen. Die Leichenteile kommen in den Müll und die Geleeartige Konsistenz namens Suppe kommt ins Klo. Ich hoffe und bete nur, daß die Abwasserleitungen das alles mitmachen und nicht ähnlich wie der rosarote Schleim aus Ghostbusters eines Nächtens mein Badezimmer überschwemmt....

 

Merke: Schweinefüßchensuppe sollte nur ein Chinese kochen, der kennt sich sicher besser damit aus und meine Nierensteine werden nun wohl mittels Zitronensaft und Weißbier aus ihrem Versteckerl gelockt. Es sei denn, jemand weiß noch ein Geheimrezept? Dann bitte ich um kurzen Bescheid.

 

In diesem Sinne - gesunde Restwoche wünscht

 

der Gartenberger

 

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Kommentare: 7
  • #1

    jkobold (Mittwoch, 23 November 2011 18:56)

    Tja, mit einem Schweinegebein hat man doch "nachhaltige Freude"
    Also ich hätte das Beinderl (es gab mal eine Fernsehsendung mit Schweinderl zum sparen), also ich hätte es komplett für ca. 2 h gegart, dann lösen sich die Bestandteile vermutlich wie von selbst vom Gebein, dann die Brühe kaltstellen, das Fett sollte sich dann an die Oberfläche absetzen und hart werden (hart wie was???), die Schicht kannst Du dann abheben - und akribisch und vorsichtig in ein leeres Nivea-Doserl einstreichen - zur Verwendung für Deinen zarten Taint - vielleicht.
    Übrig bleibt dann ein geleeartiges, geschmackloses und fast fettfreies Supperl.
    Alles in allem ein sog. multifunktionaler Familienanwender.........
    Schwoam mas obi - gell.
    Josef

  • #2

    gartenberg (Mittwoch, 23 November 2011 19:03)

    Lieber Josef,

    Danke für den Tip, aber Deine "Nachbehandlung" hatte ich ebenfalls angewendet - Resultat: immer noch ungenießbar. Somit befürchte ich, das Thema Schweinegebeinesuppe ist vorerst mal erledigt....
    LG - Franz

  • #3

    Franz aus Uffing (Mittwoch, 23 November 2011 19:13)

    Altes Sprichwort: Übel muss Übel vertreiben! Also, der Genuss sollte bei der Bratzerlsuppn NICHT im Vordergrund stehen!

    Ich koch Dir am Samstag eine Gerstlsuppn vorm Braten, dannn schaut die Welt gleich gaaaanz anders aus.

    LG übern See

  • #4

    martin - der balu (Mittwoch, 23 November 2011 21:34)

    ciao bello - na ich wüsste jemand, der da klasse kochkurse anbietet... aber mit schweinefüssen haben wir auch noch wenig erfagrungen :-)))
    LG

  • #5

    Peter aus WOR (Donnerstag, 24 November 2011 00:00)

    Den Teufel mit dem Belzebub austreiben?
    Im Rezept war von einem Pfötchen die Rede, nicht von einer ganzen Haxe ?!
    Vermutlich hättest Du deshalb auf 5 kg Frühlingszwiebeln (im Winter!) sowie einen ganzen Wurzelstock Ingwer aufstocken müssen.
    Wie hoch ist denn sonst der Gemüseanteil an deiner Verpflegung so ?
    Liegt hier womöglich der Hase im Pfeffer ?

    LG Peter

  • #6

    Heiner (Donnerstag, 24 November 2011 17:44)

    Lieber Franz,

    dir hat die Wundersuppe nicht geholfen - aber mir; meine Novemberdepression ist wie weggeblasen, so habe ich mich amüsiert. Du bist unvergleichbar - WUNDERBAR!

    Liebe Grüße
    Heiner

  • #7

    Till (Samstag, 03 Dezember 2011 14:50)

    ...sehr hübsch, aber für
    Sülze wäre es perfekt gewesen ....und für Gelenkschmerzen..... lach....
    ich würde sagen, trinke einfach genug, dann spült es dir die Steinchen schon noch raus.....

    Liebe Grüße und Prost.....

    Till

MITTWOCH ABEND,  30. NOVEMBER 2011

 

Christkindlmarkt und die Inflation

 

Ich hab mich soooo gefreut. Seit Ende August schon, wenn ich ehrlich bin.  Ja, denn da räumen Aldi und Co schon die ersten Spekulatius in die Regale. Und da hatte ich schon mal daran gedacht, daß Ende November die ersten Weihnachts bzw. Christkindlmärkte öffnen. Also hab ichs noch 3 Monate - bis 26.11. ausgehalten und dann natürlich den ersten Christkindlmarkt besucht.

 

Und was soll ich sagen? Ich bin ja sowas von enttäuscht. Und zwar ungefähr so, als ich 9 Jahre alt war. Da hab ich mir nen Schlitten gewünscht und Gleitschuhe bekommen. Also keine Schlittschuhe, sondern Gleitschuhe, die gibts ja heut gar nicht mehr, glaub ich.

 

Die Christkindlmarktenttäuschung beruhte auf mehreren Faktoren. Erstmal war es mit 10 Grad nicht gerade der Umgebung entsprechend temperiert. Zweitens sah ich von 30 Ständen 25 Glühweinstände und vielleicht 5 mit weihnachtlichen Artikeln. Wieso das Ganze eigentlich CHRISTKINDLmarkt heißt, weiß ich nicht. Ich hab keins gesehen. Ich sah durstige Menschen, die sich Jagertee für sage und schreibe 3 Euro die Tasse, Glühwein oder Rumpunsch einverleibten, ich sah hungrige Menschen, die sich Pizzaviertel für 3 Euro kauften oder Fischsemmeln, sehr passend zu ADVENT. Abwechselnderweise gabs auch Bratwurstsemmeln oder Döner, wie gesagt, alles weihnachtliche Dinge.

 

Plätzchen hab ich nirgends gesehen, die hab ich letzte Woche in einem Anfall geistiger Umnachtung in der besten Konditorei von Bad Tölz gekauft, 250 gramm für Achtung Hammer: 9,75 Euro (alt: 19,30 DM). Das macht einen Kilopreis von fast 80 AltMark!!!! Da sag mir noch einer, wir haben keeeine Inflation. Hahaha und die Erde ist eine Scheibe, den Mond schieben wir mit der Stange und ich bin ein Außerirdischer.

 

Was ich ebenso wenig gesehen hab waren Lichterketten, Nikolausfiguren, Engel oder Adventskränze. Dafür aber noch dicke Schaufensterpuppen mit kurzen Hosen, außerdem Figuren mit weißen Haaren und 12 cm High Heels, ach nee, das waren ja echte Menschen. Wahrscheinlich sind das die Geisterbahnmitarbeiter, die den Saisonjob auf der Wiesn ja jetzt im "Winter" nicht machen können/dürfen und deshalb als Kinderschreck oder Appetithemmer unterwegs sind. Wenn da - 2011 Jahre später - Maria durch den Weihnachtsmarkt geritten wäre, die wär glatt vom Esel gefallen! Oh mein Gott, sag ich da nur.

 

Jedenfalls hab ich heut schon gemerkt - und es ist noch nicht mal der 1.Dezember, mein Bedarf an Christkindlmärkten ist nach nur 2 Besuchen komplett gedeckt. Und zwar für 2011 und 2012 gleich dazu....

 

Außerdem will ich jetzt dann mal Schneeflocken sehen. Echte! Und zwar bald, sonst streiche ich diese Weihnachten vom Kalender. Aus, Basta!

 

Schöööne Adventszeit noch, sagt

 

der Kolumnist.


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Kommentare: 2
  • #1

    Franz aus Uffing (Mittwoch, 30 November 2011 19:18)

    Mein Gutster, das was Du da durchgemacht haben musst, habe ich schon seit Jahren aus meinem Programm gestrichen, d.h. ich gehe nur punktuell auf den Weihnachtsmarkt, um meine echten Nürnberger Lebkuchen von Eckstein zu kaufen - das ist keine Werbung und ich aag auch nicht, wo's die gibt - und dann hab ich seit Jahren am letzten Atzventzsonntag - heuer der 18.12. - meinen Favoriten: die "staade Stund" in einer kleinen Dorfkirche mit bayrischer Musik und anschließend steht man noch ein Stünderl zum Ratsch um EINE Hütte herum, an der es selbstgebackene Platzerl usw. gibt - und ich spendiere dann immer einen Wecken Kletzenbrot.

    Dann kann Weihnachten kommen! Ob mit oder ohne Schnee - wurscht, aber vorher hab ich ein bisserl durchgeschnauft!

    Ich wünsch Dir einen wirklich schönen Advent - ohne Christkindlmärkte!!!!

  • #2

    Peter aus WOR (Mittwoch, 30 November 2011 23:35)

    Aber die Frau Irmer macht doch sowas von Reklame für ihren Christkindlmarkt, fast in Gartenberg. 34 Stände, alles vom feinsten! Oder ist das deiner? So wie der von Turner und Taxi in Regensburg ? Mit Eintritt, bevor man die Plätzchen kaufen darf!

    Falls noch nicht dort gewesen, kannst Du 2013 ja mal den Waldramer besuchen. Und ein paar Seminaristen sind da vielleicht auch anzutreffen, falls sie der Marx nicht schon nach München verpflichtet hat.